Menschen als Faustpfand

Die Türkei hat vergangene Woche groß verkündet, dass sie die Grenzen nach Griechenland nicht mehr geschlossen hält. Im türkischen Fernsehen wurde gesagt, der Weg sei frei, die Grenzen offen. Tausende verzweifelte Menschen haben sich auf den Weg gemacht und übernachten jetzt auf freiem Feld an der griechischen Grenze, weil die eben nicht offen ist.

Die griechische Armee hält in der Nähe Schießübungen ab, nimmt Menschen die es doch schaffen fest, schlägt sie und schickt sie wieder zurück in die Türkei.

Erdogan wollte mit seinem Move eine NATO-Unterstützung in Syrien erzwingen und hat darauf gesetzt, dass es in Europa noch moralische Integrität gibt.

Aber gibt es die noch?

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Und zwar schon lange nicht mehr. Schon 2016 ging die EU, allen voran Deutschland einen dreckigen Deal mit der Türkei ein. Die Grenzen zur EU sollten dicht gemacht werden und die Türkei nimmt jeden illegal in den Schengenraum geflüchteten Menschen zurück.

Dafür bekommt die Türkei Geld und es sollte möglich sein, dass syrische und irakische Geflüchtete direkt von der Türkei in der EU verteilt werden.

Das ist nie passiert. Zwar hat die Türkei die Grenzen bewacht, konnte aber nicht verhindern, dass die Menschen sich trotzdem in Schlauchbooten auf den Weg zu griechischen Inseln gemacht haben. Auch im Grenzfluss Mariza/Evros ertranken viele Menschen.

Gleichzeitig haben Ungarn und Österreich mit eiserner Hand die Balkanroute geschlossen. Ich erinnere mich an Bilder von Geflüchteten, die sich im Winter in Ölfässern gewaschen haben.

Die EU hätte die Chance gehabt auf Erdogans Erpressung mit einem Akt der Menschlichkeit zu reagieren. Die Grenzen zu Öffnen und die Menschen auf einem Stück Griechenland zumindest mit Zelten und Decken zu versorgen. Das wären Bilder gewesen, mit denen Erdogan nicht gerechnet hätte.

Stattdessen fliegt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der (ähm) Leyen die Grenze entlang, lässt 700 Millionen Euro regnen und spricht dann von einem „europäischen Schild“, als seien es die Geflüchteten, die man abwehren müsste. Und nicht die Despoten, die Krieg führen und die Menschen erst zur Flucht zwingen. Looking at you: Erdogan!

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