Nach dem Tod von George Floyd demonstrieren nun seit über einer Woche Hunderttausende gegen rassistische Polizeigewalt. Auch in Deutschland sollen am kommenden Samstag landesweit Demonstrationen stattfinden, um auf die Probleme Polizeigewalt, Racial Profiling und rassistische Diskriminierung aufmerksam zu machen. Vor allem viele weiße Menschen erkennen 2020 plötzlich mit Entsetzen wie Rassismus das gesamte amerikanische System durchtränkt hat – ja, dass das ganze System auf Rassismus fußt wie Derek Chauvins Stiefel auf George Floyds Hals. Es ist die grausamste und akkurateste Metapher ever. Und sie erkennen teilweise, dass damit Schluss sein muss. Das ist gut. Es ist vielleicht etwas spät, aber nichtsdestotrotz gut. Es ist notwendig. Wir können keine Zeit mehr verlieren. Jetzt können wir aber erstmal getrost mit dem Finger auf die USA zeigen, weil wir haben ja kein Problem mit rassistischer Polizeigewalt, oder?
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In Sachen Rassismus braucht Deutschland bei Gott keinen Nachhilfeunterricht. Polizeigewalt, Racial Profiling und systematische Ungleichbehandlung schwarzer Menschen (und anderer Minderheiten, hier geht es aber nun im Besonderen um anti-Schwarzen-Rassismus) geschieht in Deutschland ebenso wie in den USA. Polizisten morden, horten Waffen, sind in rechtsradikalen Netzwerken aktiv und bereiten sich auf den Tag X vor. Einzelfall, nach Einzelfall nach Einzelfall. Immer wieder. Und auch hier werden sie vom politischen System geschützt, verharmlost, man lässt sie gewähren. Damit muss Schluss sein. Wir können auch in Deutschland keine Zeit mehr verlieren.
Wer George Floyd sagt, muss auch Oury Jalloh sagen. Christy Schwundeck, Rooble Warsame, Yaya Jabbie, Dominique Koumadio, Laye Condé, John Amadi, N’Deye Mareame Sarr. Und all die unzähligen Namen derer, die zwar nicht von der Polizei getötet, sondern „nur“ zusammengeschlagen, gedemütigt, grundlos eingesperrt, kontrolliert und bedroht wurden.
Die Polizei hat ein Rassismusproblem. Auch hier. Das System hat ein Rassismusproblem. Auch hier. Denkt auch daran, wenn ihr am Samstag auf die Straßen geht. Es muss aufhören. Jetzt.